Rückbau: Traum von grüner Wiese bleibt unerfüllt    Norddeutsche Rundschau vom 08.06.2019
St. Margerethen/Brunsbüttel | Vom Atomkraftwerk zur grünen Wiese. Wie entwickelt sich der Rückbau des Brunsbütteler Meilers? Darüber informierte Olaf Hiel, Sprecher des schwedischen Energiekonzerns Vattenfall die St. Margarethener Gemeindevertreter und einige Sitzungsbesucher im Dolling Huus.
Nicht alles wird abgeräumt.
Geht es nach den Plänen Vattenfalls, sollen ab 2034 lediglich zwei Bauwerke an das Kernkraftwerk Brunsbüttel (KKB) erinnern: das Standortzwischenlager und das Lager für schwach- und mitelradioaktive Abfälle aus dem Rückbau. Die Anlage war nach rund sechseinhalbjähriger Bauzeit 1977 in Betrieb genommen worden. Bis 2007 wurden dort 124.211 Gigawattstunden Strom erzeugt. Nach Angaben der International Energy Agency (IEA) entspräche dies etwa einem Viertel des jährlichen Energiebedarfs in Deutschland. Seit zwölf Jahren ist das KKB nicht mehr am Netz, erzeugt keinen Strom mehr. Seit Juni 2018 ist der Atommeiler brennelementefrei. „Mit dem Ausbau der Brennelemente hat die Anlage bereits 99 Prozent ihrer Radioaktivität verloren“, betonte Hiel. Beinahe so lange wie es gedauert hat, das Kernkraftwerk Brunsbüttel zu bauen, hat es gedauert bis wir die Stilllegungs- und Rückbaugenehmigung erhalten haben – sagt Olaf Hiel, Vattenfall. Im Dezember des vergangenen Jahres überreichte der für die Atomenergie zuständige Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Bündnis 90/Die Grünen) nach sechs Jahren Prüfzeit die 700 Seiten umfassende schriftliche Genehmigung an das Unternehmen. Die für den Rückbau anfallenden Kosten veranschlagt Vattenfall mit einer Milliarde Euro.
Schacht Konrad nicht fertig
Zunächst werden der Reaktor sowie sämtliche technische Anlagen entfernt. Bis zu 9000 Tonnen radioaktive Abfälle fallen dabei an. Aufgrund der Verstrahlung müssen diese zunächst sicher verpackt im Zwischenlager auf dem Kraftwerksgelände eingelagert werden. So lange bis das stillgelegte Eisenerz-Bergwerk Schacht Konrad bei Salzgitter als Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle fertiggestellt ist. „Eigentlich sollte das Endlager bereits 2022 in Betrieb gehen, doch es kam zu Verzögerungen. Nun wird 2027 anvisiert“, erläuterte Olaf Hiel. Sowohl 21.000 Tonnen Metallschrott als auch 270.000 Tonnen Bauschutt, die nach behördlicher Freimessung als unbelastet gelten, sollen gemäß dem allgemein geltenden Regelsystem des Kreislaufwirtschafts- und Abfallrechts entsorgt beziehungsweise in den Wirtschaftskreislauf wieder eingeführt werden.
Zweifel an Unbedenklichkeit
„Es ist schwer, das Bewusstsein in die Köpfe der Menschen zu bekommen, dass diese Stoffe frei von Radioaktivität und somit unbedenklich sind“, äußerte Hiel und sagte weiter: „Sobald auf dem Herkunftsnachweis Kraftwerk steht, wird es ein Problem, den Müll in Deponien unterzubringen.“ Auch personell ist die Anlage mittlerweile auf dem Rückzug: Waren während der Zeit des Betriebes neben 380 festen Mitarbeitern zusätzlich bis zu 300 Mitarbeiter von Fremdfirmen und zur Revision zusätzliche 1200 Fachkräfte im Werk tätig, sind Zahlen seit der Stilllegung deutlich gesunken. 200 feste Mitarbeiter und bis zu 150 Monteure sind noch im Kernkraftwerk Brunsbüttel beschäftigt.